AGILA – Agile Softwarearchitektur
Teil 2Willkommen zum nächsten Teil der Blogserie
Nachdem wir uns im letzten Beitrag mit den Grundlagen der Softwarearchitektur und agiler Entwicklung im Allgemeinen beschäftigt haben, betrachten wir in diesem Beitrag, wie sich beides zusammenführen lässt.

Agiles Architekturvorgehen
Dieser Ansatz verfolgt die Integration agiler Prinzipien und Methoden in den Prozess der Gestaltung und Entwicklung von Softwarearchitekturen. Er zielt darauf ab, die traditionell starren und vorausplanenden Ansätze zur Architekturdefinition zu überwinden und stattdessen eine flexible, anpassungsfähige und inkrementelle Herangehensweise zu fördern.
Im Rahmen des agilen Architekturvorgehens werden Architekten und Entwickler ermutigt, zusammenzuarbeiten, kontinuierlich zu lernen und sich ändernden Anforderungen anzupassen.
Einige Merkmale des agilen Architekturvorgehens sind:
– Kontinuierliche Anpassung: Anstatt eine vollständige Architektur im Voraus zu entwerfen, entwickeln agile Teams eine initiale Architekturrichtung und passen sie im Laufe der Zeit an, während sie mehr über das Projekt und die Anforderungen erfahren.
– Inkrementelle Entwicklung: Die Architektur wird schrittweise entwickelt, wobei es sich mit jeder Iteration weiterentwickelt und den sich ändernden Bedürfnissen des Projekts angepasst wird.
– Enge Zusammenarbeit: Architekten arbeiten eng mit dem Entwicklungsteam zusammen, um sicherzustellen, dass die Architekturprinzipien in den laufenden Entwicklungsprozess integriert werden. Architektur wird in vielen agilen Ansätzen von Anfang mitgedacht. So kann der Architekt einem Team zugeordnet sein und seine Tätigkeiten innerhalb des Teams
ausüben. So wird sichergestellt, dass Architekturprinzipien in den Entwicklungsprozess von Stunde null mitgedacht werden.
– Einfache Kommunikation: Anstatt umfangreicher Dokumentation bevorzugt das agile Architekturvorgehen eine klare und verständliche Kommunikation, um die Architekturentscheidungen im Team zu teilen.
– Schnelles Feedback: Durch häufige Auslieferungen von funktionierender Software und Prototypen erhalten Architekten kontinuierliches Feedback durch die Stakeholder, Nutzer und ggf. Kunden im Review. Während des Sprints können je nach Wunsch Personen eingeladen werden. Der PO achtet darauf, dass er oder sie Feedback gibt.
– Evolutionäre Architektur: Die Architektur entwickelt sich ständig weiter, um den sich ändernden Anforderungen gerecht zu werden. Dies ermöglicht einen Fokus auf das Wesentliche und trägt dazu bei, unnötige Komplexität zu vermeiden.
– Risikoreduktion: Durch das frühe Erkennen von potenziellen Architekturproblemen und die Möglichkeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, werden Risiken minimiert.

Architekturarbeit iterativ und agil gestalten – Risikogetriebene Architekturarbeit
Risikogetriebene Architekturarbeit bezieht sich auf den Ansatz, bei dem die Identifikation, Bewertung und Behandlung von Risiken eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Gestaltung der Softwarearchitektur spielt. Anstatt sich ausschließlich auf technische oder funktionale Aspekte zu konzentrieren, legt dieser Ansatz den Schwerpunkt auf die Einschätzung und Minderung von Risiken, die sich auf den Erfolg des Projekts auswirken könnten.
Die Grundidee hinter der risikogesteuerten Architekturarbeit besteht darin, die kritischen Risiken zuerst anzugehen, um frühzeitig sicherzustellen, dass das Projekt auf einem stabilen Fundament aufgebaut wird. Dies beinhaltet:
– Identifikation von Risiken: Die Architekten analysieren und identifizieren potenzielle Risiken in Zusammenhang mit den Anforderungen, der Technologie, der Skalierbarkeit, der Performance, der Sicherheit und anderen relevanten Faktoren.
– Bewertung von Risiken: Die identifizierten Risiken werden bewertet, um festzustellen, welche davon die größte Bedrohung für den Erfolg des Projekts darstellen.
– Priorisierung von Risiken: Basierend auf der Bewertung werden die Risiken nach ihrer Dringlichkeit und Auswirkung priorisiert. Diejenigen mit höherer Priorität werden zuerst angegangen.
– Entwicklung von Risikominderungsstrategien: Für die identifizierten und priorisierten Risiken werden Strategien entwickelt, um sie zu mindern oder zu verhindern. Dies kann durch technische Lösungen, Architekturanpassungen oder alternative Herangehensweisen erfolgen.
– Prototyping und Validierung: In einigen Fällen kann es erforderlich sein, Prototypen oder Proof of Concepts zu erstellen, um die Wirksamkeit der gewählten Risikominderungsstrategien zu überprüfen.
– Iterative Anpassung: Während des Entwicklungsprozesses wird die Risikobewertung laufend überprüft und aktualisiert, um sicherzustellen, dass neue Risiken erkannt und behoben werden.
Indem die Architekten die Risiken von Anfang an berücksichtigen und angehen, können potenzielle Probleme frühzeitig erkannt und gemindert werden. Die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und Verzögerungen wird dadurch verringert. Dieses Vorgehen trägt dazu bei, dass die Softwarearchitektur solide, stabil und den Anforderungen des Projekts gerecht wird.

Rollenmodelle für Architekten in agilen Projekten
In agilen Projekten können verschiedene Rollenmodelle für Architekten existieren, je nach Größe des Teams, der Art des Projekts und den spezifischen Anforderungen.
Hier sind einige gängige Rollenmodelle für Architekten in agilen Projekten:
– Agiler Architekt: Diese Rolle ist für die Gestaltung der Softwarearchitektur verantwortlich, wobei der Schwerpunkt auf Flexibilität, Zusammenarbeit und Anpassungsfähigkeit liegt. Der agile Architekt arbeitet eng mit den Entwicklungsteams und den Produktverantwortlichen zusammen, um sicherzustellen, dass die Architektur die agilen Werte und Prinzipien widerspiegelt.
– Architekt als Teil des Entwicklungsteams: In kleinen agilen Teams kann der Architekt Teil des Entwicklungsteams sein und aktiv am Coden und an der Umsetzung von Features teilnehmen.
Dies ermöglicht eine enge Zusammenarbeit und eine kontinuierliche Ausrichtung der Architektur auf die Entwicklungsarbeiten.
– Technologieberater: Ein Architekt kann als Technologieberater dienen, der das Team bei der Auswahl geeigneter Technologien, Frameworks und Tools unterstützt. Sie helfen dabei, sicherzustellen, dass die gewählten Technologien die Anforderungen des Projekts erfüllen und gut in die Architektur passen.
– Architekturcoach: Diese Rolle befasst sich damit, das Team in Bezug auf bewährte Methoden, Architekturmuster und Prinzipien zu schulen. Der Architekturcoach fördert das Verständnis für Architekturpraktiken und hilft dem Team, bessere technische Entscheidungen zu treffen.
– Evangelist für Qualität und Wartbarkeit: Architekten können die Verantwortung übernehmen, sicherzustellen, dass die entwickelte Software qualitativ hochwertig, wartbar und skalierbar ist. Sie setzen Standards für Codequalität und arbeiten mit dem Team zusammen, um sicherzustellen, dass diese Standards eingehalten werden.
– Architekturstratege: Diese Rolle übernimmt die langfristige Sicht auf die Architektur und hilft, eine Vision für die technische Entwicklung des Produkts zu definieren. Sie berücksichtigen technologische Trends, organisatorische Ziele und zukünftige Anforderungen, um sicherzustellen, dass die Architektur langfristig erfolgreich bleibt.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Rollenmodelle für Architekten in agilen Projekten variieren können. In jedem Fall ist die Zusammenarbeit zwischen den Architekten, dem Entwicklungsteam, den Produktverantwortlichen und anderen relevanten Stakeholdern entscheidend. So kann sichergestellt werden, dass die Architektur den Bedürfnissen der Kunden, Nutzer und Stakeholder gerecht wird und agil umgesetzt wird.
Möglichkeiten, Stakeholder in die agile Architekturarbeit zu involvieren
Die Einbeziehung von Stakeholdern in die agile Architekturarbeit ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die entwickelte Software den Anforderungen und Erwartungen aller relevanten Parteien entspricht. Wir möchten drei Möglichkeiten betrachten, wie Stakeholder in die agile Architekturarbeit eingebunden werden können:
– Regelmäßiges Feedback und Reviews: Durch das Abhalten regelmäßiger Meetings oder Reviews, erhalten Stakeholder die Gelegenheit, die Ergebnisse des Sprints zu betrachten und Feedback zu geben. Dies geschieht in Form von Demos, Präsentationen oder Diskussionen. Das Team kann gemeinsam mit den Stakeholdern experimentieren, wie das Review gestaltet werden soll. Stakeholder können ihre Anforderungen, Erwartungen und Bedenken kommunizieren, was zu einer kontinuierlichen Anpassung und Verbesserung der Architektur führt.
– Involvieren in Planung und Priorisierung: Durch die Einladung von Stakeholdern zur Teilnahme an Planungssitzungen, in denen kommende Aufgaben und Prioritäten besprochen werden, erhalten diese die Möglichkeit, ihre Perspektiven mit einzubringen und sicherzustellen, dass die Architekturarbeit die für sie wichtigen Aspekte berücksichtigt. In aller Regel sollte bei einem Scrum Vorgehen nicht die gesamte Stakeholderschaft im Planning
vertreten sein. Der PO ist die Stimme des Kunden und des Nutzers, er oder sie muss priorisieren welche Backlog Stories eingeplant werden gemeinsam mit den Devs.
– User Stories und Anforderungen: Arbeiten Sie mit den Stakeholdern zusammen, um User Stories und Anforderungen zu erstellen oder zu überarbeiten, die in die Entwicklung der Architektur einfließen. Diese User Stories können als Grundlage für die Architekturarbeit dienen und sicherstellen, dass die entwickelte Architektur die gewünschten Funktionen und Eigenschaften erfüllt.
Die Schlüsselkomponente in allen diesen Ansätzen ist die offene Kommunikation und enge Zusammenarbeit mit den Stakeholdern. Dies ermöglicht es, Missverständnisse zu vermeiden, frühzeitig auf Feedback zu reagieren und sicherzustellen, dass die Architektur die Bedürfnisse und Erwartungen aller Beteiligten erfüllt.