Axel Feix
Axel Feix hat langjährige Projekterfahrung als Analyst und Softwarearchitekt. Er unterstützt Kunden als Senior Consultant und Trainer bei der Einführung und Umsetzung von Software-Engineering, Requirements-Engineering, Softwarearchitektur-Management und Architekturdokumentation. Er interessiert sich für was fliegt, alles was man visualisieren und spielen kann, und was die Welt zusammenhält.
Eine Zeitreise nach Paris vor 180 Jahren
Stellen Sie sich vor: Sie leben im Jahre 1853 in Paris und sind der frischgebackene Präfekt der Metropole. Die Stadt hat sich seit der Revolution kaum verändert und ist im Kern noch mittelalterlich geprägt mit feinen Stadthäusern, aber auch vielen engen Gassen in denen die armen Bürger:innen von Paris leben. Ihr König Napoleon III. ist aus seinem Londoner Exil zurückgekehrt und begeistert von der modernen Stadt, den Parks, den Boulevards und den prächtigen Bahnhöfen. Er gibt Ihnen den Auftrag: Baron Haussmann – machen Sie Paris zu einer modernen Stadt.
Sie sind dieser Baron Haussmann und lieben gerade Linien, Ordnung, Hygiene und Autorität. Sie bauen ein interdisziplinäres Team auf und beginnen damit, die Stadt tiefgreifend umzubauen. Ihr Motto ist: Mehr Raum, mehr Einheitlichkeit und mehr Schönheit. Sie schaffen Boulevards, die so breit sind, dass keine Barrikaden mehr aufgebaut werden können und dass jeder Ort von der nächsten Feuerwache innerhalb kürzester Zeit erreichbar ist. Sie kreieren durch Ihre geradlinige Straßenführung Blickachsen an deren Ende, sodass Sehenswürdigkeiten wie Bahnhöfe, Kirchen, Stadttore, Reiterstatuen oder Brunnen zu sehen sind. Die Kanalisation folgt den Straßen und das Stadtmobiliar bestehend aus Bänken, Straßenlaternen, Kiosken und Werbesäulen wird vereinheitlicht.
Auch die Häuser werden nach dem immer gleichen Schema mit sechs Stockwerken aufgebaut: im Erdgeschoss sind in der Regel Läden und im 1. Stock, einer Art Zwischengeschoss, leben die Unternehmer:innen oder nutzen den Raum zur Lagerung. Im 2. Stock, der Étage noble, gibt es großzügige Balkone für die wohlhabenden Bürger:innen. In den Stockwerken drei und vier wohnt der Mittelstand. Je nach Architektur des Gebäudes gibt es in diesen Stockwerken kleine Balkone oder sie fehlen ganz. Der 5. Stock ist wie eine Loge mit durchgehendem, aber weniger edlem Balkon und direkt unter dem Dach befinden sich Wohnungen für die Dienstboten.
In Rekordzeit haben Sie Paris grundlegend verändert: Sie ziehen 70 Schneisen durch die Stadt, bauen neun Brücken, errichten 40.000 Wohnhäuser, legen 585 km Kanalisation, bauen 20 Grünanlagen, zwei große Stadtparks und zwei Stadtwälder auf. 80.000 neugepflanzte Bäume tragen außerdem zu einer verbesserten Atmosphäre bei. Noch heute sind mehr als die Hälfte der Pariser Häuser nach Ihrem Stil kreiert.
Diese Reise in die Vergangenheit soll Ihnen bildlich nahelegen, dass es eine gewaltige Aufgabe ist, städteplanerisch unterwegs zu sein und dass Ihre Entscheidungen das Gesamtsystem, egal ob es sich dabei um eine Stadt oder eine Unternehmensarchitektur handelt, tiefgreifend beeinflussen. All das lässt sich auf die IT übertragen: Dort heißt das entsprechende stadtplanerische Mittel Enterprise Architecture Management (EAM). Das Enterprise Architecture Management gibt den Enterprise-Architekt:innen Hilfsmittel zur Hand, um dieser gewaltigen Aufgabe gewachsen zu sein.
Einflussmöglichkeiten der IT-Strategie auf die Enterprise Architektur
Was ist eigentlich eine Unternehmensarchitektur?
Eine Unternehmensarchitektur vereint die gemeinsame Betrachtung der IT-Architektur und der Business-Architektur. Enterprise-Architekt:innen sind für die Entwicklung und Pflege der Enterprise-Architektur eines Unternehmens verantwortlich. Enterprise-Architekt:innen pflegen einen Unternehmens-Stack, der aus mehreren Schichten besteht. In der untersten Schicht befindet sich die IT mit all ihrer Hardware-Infrastruktur, den Servern und Netzen, in denen die Legacy-Hardware betrieben wird. Also kurz: Alles, was sich anfassen lässt. In der zweiten Ebene befindet sich die Software mit ihren Applikationen und der im Unternehmen betriebenen Middleware. In der dritten Schicht folgt die Welt der Daten und Geschäftsfunktionen und in der vierten Schicht liegen die Geschäftsprozesse, die das eigentliche Business eines Unternehmens ausmachen. Auf den Geschäftsprozessen werden schließlich die Produkte des Unternehmens realisiert.
Business, Daten, Anwendungen und Technologien bilden die vier Schichten der Enterprise Architektur
Der Umbau einer Enterprise-Architektur ist eine Herausforderung
So wie Paris als moderne Großstadt muss sich auch der Unternehmens-Stack weiterentwickeln. Ein solcher Umbau ist eine echte Herausforderung. Oftmals wird zunächst versucht, eine der Schichten zu transformieren. Beispielsweise durch Konsolidierung der Hardware-Landschaft soll die gewachsene IT-Architektur modernisiert werden. Doch diese ist meist sehr eng mit der Applikationsschicht verkoppelt, sodass ein einfacher Austausch schwierig ist. Mutige Unternehmen erstellen ganz neue Geschäftsprozesse und nehmen es in Kauf, dass dabei ältere Produkte nicht mehr bedient werden können.
Der Enterprise-Architekt als Transformator
Jetzt kommen die Enterprise-Architekt:innen ins Spiel. Diese verstehen jede Ebene des Unternehmens-Stacks und schaffen es mit Hilfsmitteln aus dem Enterprise Architecture Management eine ganzheitliche Unternehmenstransformation durchzuführen. Zu solchen Hilfsmitteln gehören Enterprise Architecture Frameworks (EAF) wie z. B. das Zachman Framework oder das Open Group Architecture Framework (TOGAF). Das Ergebnis sind aufgeräumte Geschäftsprozesse mit passenden Daten, weniger Applikationen und eine moderne zukunftsfähige IT-Infrastruktur. Das Wissen für eine komplexe Aufgabe wie das Enterprise Architecture Management (EAM) zu erlangen, ist zeitaufwendig.
Training zu ‘Enterprise Architecture Management (EAM)‘
Unser 3-tägiges Training ‘Enterprise Architecture Management (EAM)‘ vermittelt das notwendige Wissen und die Fähigkeiten, um EAM für mittlere und große Systeme ein- und durchzuführen. Am Ende dieser Schulung haben Sie das Rüstzeug, um eine IT-Strategie für eine Unternehmensarchitektur zu formulieren, Prozesse und Strukturen der IT-Governance einzurichten, zu überwachen und Migrationspläne für die IT-Landschaft abzuleiten. Im Lauf der Weiterbildung lernen die Teilnehmer:innen verschiedene Frameworks wie TOGAF und COBIT kennen. Wenn Sie die Zertifizierung zum Certified Professional for Software Architecture – Advanced Level (CPSA-A) nach dem iSAQB-Programm anstreben, erhalten Sie für dieses Training 30 Credit Points im Kompetenzbereich Methodik.